Du kannst etwas bewirken – vor allem für dein Nervensystem

Das Gefühl, nichts bewirken zu können

Manchmal überkommt uns das Gefühl, dass unser Handeln keine Auswirkungen hat. Es kann sich anfühlen, als würden wir gegen eine unüberwindbare Mauer rennen, ohne auch nur die geringste Veränderung herbeiführen zu können. Dieses Gefühl der Hilflosigkeit kann zermürbend sein und uns in einen Zustand der Resignation stürzen.

Es gibt viele Situationen, in denen wir uns so fühlen können. Vielleicht engagieren wir uns leidenschaftlich für eine bestimmte Sache, aber scheinen dennoch keine Fortschritte zu erzielen. Oder wir befinden uns in einem Umfeld, in dem unsere Meinung oder unsere Anstrengungen scheinbar keine Beachtung finden. In solchen Momenten kann das Gefühl, nichts bewirken zu können, enorm frustrierend sein

Wie geht es dir damit? Kennst du dieses Gefühl?

Dieses Gefühl der Selbstunwirksamkeit kann daher kommen, dass du als Kind nie gelernt hast, Verantwortung für dich übernehmen zu müssen. Vielleicht wurde dir immer alles abgenommen oder es wurde dir nie etwas zugetraut. Du wurdest also in deiner Autonomie Phase gehemmt. Dann darfst du verstehen, dass es ebenfalls in diesem Fall zu einem Entwicklungstrauma führt, da du in deiner Entwicklung blockiert wurdest (auch wenn das unbewusst geschah und es gut gemeint war von deinen Eltern).  Du darfst also lernen, in die Selbstverantwortung zu kommen und in das Selbstbewusstsein und Vertrauen, dass du dein Leben selbst gestalten kannst. 

Vielleicht erkennst du dich auch darin wieder, dass du bei deinem eigenen Kind genau dies machst, weil du ihm alle Steine aus dem Weg räumen möchtest und es ev. Zu stark kontrollierst oder „übersorgst“….??

Lerne, an dich zu glauben und an deine Fähigkeit, Probleme zu lösen und Ziele zu erreichen, und das wird sich sehr auf dein allgemeines Wohlbefinden auswirken. Eine hohe Selbstwirksamkeit ist eng mit einem glücklichen Leben verbunden.

Was bedeutet das konkret.

Ich will es einmal nicht zu komplex erklären. Aber wir alle Menschen haben zwei Grenzbereiche, in denen unser Nervensystem – unsere Gefühle – hin und her schwingen. Ideal bewegen wir uns in diesen Bereichen. Wenn dieses Fenster – man nennt es auch Tolzeranzfenster – zu klein ist (aufgrund d. Erziehung, Prägung, …) dann übersteigen wir oftmals eine Grenze und dann sind wir überfordert mit allem was in uns ist und im Leben. Wir brauchen dann oftmals Hilfsmittel, um uns wieder zu beruhigen (wie Essen, Alkohol, Rauchen, Shoppen, …)

Um glücklich zu sein und auch später im Leben zu bleiben, ist es wichtig, dass das Toleranzfenster gross genug ist. Und darum ist es oftmals schwieriger, glücklich zu sein, weil wir mehr Energie benötigen.

Unglücklichsein ist für unser Nervensystem weniger anstrengend. Wir brauchen nämlich für unser Glück ein breiteres Toleranzfenster = mehr Erregung.

Kennst du den Begriff des Toleranzfensters und hast du bei dir bemerkt, dass du „Hilfsmittel“ benötigst??

Unser Toleranzfenster entwickelt sich in den ersten Lebensjahren. Und hier beginnt es ja oftmals, dass Kinder in ihrer Entwicklung „blockiert“ werden (wenn auch sehr oft unbewusst, oder weil einfach die Eltern ebenfalls ihre Prägungen haben). Kinder die sich nicht gesehen fühlen, die in ihrer Autonomie nicht gefördert werden, denen zuviel abgenommen wird, zuviel kontrolliert wird, die nicht gut genug co-reguliert werden (darauf werde ich auch extra noch einmal eingehen).

In diesem Zusammenhang wird dieser Bereich nicht weit und gross genug. Das ist es aber letztendlich, was uns heute dabei hilft, mit Herausforderungen umgehen zu können, Stress gut managen zu können und auch mit Gefühlen dementsprechend zu sein. Es hilft uns dabei, Wege zu finden, trotz des Alltags und bzw. gerade mit dem alltäglichen auch immer wieder glücklich zu sein. 

Im Toleranzfenster gibt es zwei Grenzen – der obere Bereich – der Sympathikus und der untere Bereich der Parasympathikus.

Bist du ausserhalb einer Grenze dann kann es sein, dass alles in dir „explodiert“, du kommst mit den Gefühlen nicht klar und richtest sie entweder nach innen oder nach aussen. Du bist komplett überfordert mit dem was ist und an Gefühlen da ist.

Oder aber auch, du distanzierst dich komplett von dir und deinem Körper und fühlst so gut wie nichts mehr. Du bist komplett unverbunden und Gefühle wie Leere, Ohnmacht, Taubheit, Hilflosigkeit und eine grosse Sinnlosigkeit stellen sich ein….

Solange du nicht mit dir verbunden bist, solange wirst du dieses tiefe innere Glücksempfinden nicht wirklich spüren. Du wirst kurzfristig zwar immer wieder „reguliert“ – aber dafür brauchst du deine Hilfsmittel, deine Kompensationsstrategien.

Die meisten Menschen wissen oft gar nicht, dass sie ein Entwicklungstrauma aufweisen. Es war schon immer so, bzw. ich war schon immer so und das ist halt so, sind dann oftmals diese typischen Aussagen.

Ausserdem kann es sein, dass du deine Bewertung über deinen Glückszustand sehr niedrig hälst, weil du es vielleicht gar nicht anders kennst.

Aber was du vielleicht immer wieder fühlst, ist eine Leere und eine Abgestumpfheit, während du das Gefühl hast, dass es anderen besser geht und sie glücklicher sind.

Traumasensibles Arbeiten macht es dir möglich, dass du wieder zu dir findest und dich wirklich spüren lernst, im gleichzeitigen Bewusstsein deiner Gefühle.

Ich freue mich, falls ich dich erreiche und dich ein Stück dabei begleiten darf.

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